Krankenhäuser sehen Lauterbachs Reformpläne skeptisch

Fast 70 Prozent der Kliniken sehen ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet, fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. Hoffnung auf Verbesserungen durch die Krankenhausreform haben die Kliniken nicht.

Fast 70 Prozent der Krankenhäuser sehen ihre Existenz gefährdet

Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Immerhin begrüßt die Mehrheit der Krankenhäuser, dass die Fallpauschalen durch Vorhaltepauschalen ergänzt werden sollen. Keinerlei Hoffnungen setzen die Krankenhäuser in die Versprechen des Bundesgesundheitsministers, die Reform werde für weniger Bürokratie und weniger wirtschaftlichen Leistungsdruck sorgen. Zwei Drittel halten die Ankündigung der „Entökonomisierung“ für ein leeres Versprechen, und sogar 91 Prozent erwarten keinerlei Entlastung bei der Bürokratie, heißt es in der Studie.

Dazu erklärt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß: „Gerade die dramatisch pessimistischen Aussichten der Krankenhäuser auf ihre eigene Zukunft müssten ein Weckruf an den Minister und die Bundesregierung sein, jetzt kurzfristig zu handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu entlasten, die sie selbst nicht mehr tragen können. Wir machen uns daher vor allem Sorgen um die kommenden Jahre, in denen die Reform noch nicht greifen wird.“

Es bleibt fraglich, wie viele Krankenhäuser die Reform unter den jetzigen schweren wirtschaftlichen Bedingungen überhaupt erleben werden.

Dr. Gerald Gaß

Verbesserung der Personalsituation ist illusorisch

Aber auch die politisch propagierten Ziele der Reform, so Gaß, würden absehbar nicht erreichbar sein. Illusorisch sei, dass sich die Personalsituation verbessern werde. Wenn Krankenhäuser regional schließen müssten, würden die Pflegekräfte im Regelfall nicht einfach wie ein Wanderzirkus in das nächste große Krankenhaus weiterziehen. Bisherige Schließungen von Standorten hätten gezeigt, dass sich die Pflegekräfte vielmehr neue Arbeitgeber in der Nähe ihres Wohnortes suchen. 

Keine Hoffnung auf Entbürokratisierung

Ein echtes Potential hätte die Politik beim Thema Entbürokratisierung, betont die DKG. Kaum ein Krankenhaus habe hier aber noch Hoffnung, dass die Reform etwas an der immensen Belastung der Beschäftigten in den Kliniken ändern würde. An keiner Stelle seien in den Eckpunkten konkrete Maßnahmen zur Entbürokratisierung beschlossen worden. 

Pflegekräfte müssten heute drei Stunden ihres Arbeitstages mit Dokumentationsarbeiten verbringen. Das zeige, welch enormes Arbeitskräftepotential konsequente Entbürokratisierung freisetzen könnte. 

Gaß: „Das politische Versprechen der Entbürokratisierung wird zum Bumerang, denn die Beschäftigten spüren, dass der wirtschaftliche Druck in den Krankenhäusern noch nie so groß war wie heute. Wahrscheinlich werden etliche Krankenhäuser in den kommenden Monaten Notlagentarifverträge abschließen müssen, da sie die vereinbarten zweistelligen Tarifsteigerungen unter den gegebenen Bedingungen nicht schultern können.“

Jetzt heiße es nachzubessern und das Vertrauen der Krankenhäuser zurückzugewinnen, denn eine Reform der stationären Versorgung in Deutschland werde gebraucht, so die DKG.