Wegen der Angst sich anzustecken, wurden Betroffene offensichtlich nicht oder zu spät vorstellig. Je früher jedoch ein Gefäßverschluss wiedereröffnet wird, sei es durch Medikamente ( Thrombolyse) oder durch einen Katheter (Thrombektomie), desto höher sind die Chancen auf vollständige Genesung.
„Dass die Schlaganfallpatienten später und ‚kranker‘ in die Kliniken kamen, lässt sich auch an der erhöhten Thrombektomierate ablesen. Offensichtlich war bei mehreren das Zeitfenster für die medikamentöse Lysetherapie abgelaufen, so dass nur noch der interventionelle Eingriff als Therapieoption blieb“, erklärt Prof. Dr. Christos Krogias, Korrespondenzautor der Studie.
In der Studie wurden die Daten aus allen 1.463 Krankenhäusern in Deutschland, die in dieser Zeit Schlaganfallpatienten behandelt haben, mit denen des gleichen Zeitraums im Vorjahr und mit denen des Prä-Pandemie-Zeitraums 16. Januar bis 15. März 2020 verglichen.
In der Pandemiephase wurden 31.165 Patienten mit akuten ischämischen Schlaganfällen aufgenommen, im Vergleich zur Prä-Pandemiephase war das ein Rückgang von 17,4%, im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr von 18,5%.
Bei Patienten mit „Mini-Schlaganfall“ betrug der Rückgang sogar 22,9%, respektive 26,1%. Im Hinblick auf Patienten mit Hirnblutungen war zwischen der Prä-Pandemiephase und der Pandemiephase ein Rückgang von 15,8% zu verzeichnen.
Die Krankenhaussterblichkeit von Schlaganfallpatienten erhöhte sich in der Pandemie im Vergleich zum Zeitraum unmittelbar davor demnach „signifikant“ sowohl aufgrund von Hirnblutungen als auch bei Hirninfarkten.
Die Studie zeigte aber auch, dass die Akutversorgung in Deutschland während der Pandemiephase in gleich hoher Qualität stattfand. Die Lyserate betrug 16,4% (so wie im Vorjahr), die Thrombektomierate war 8,1% (im Vergleich zu 7,7% in der Prä-Pandemiephase).
„Für uns war es von Beginn an wichtig, trotz Pandemiebedingungen die hohe Behandlungsqualität sicherzustellen. Allerdings können wir nur helfen, wenn Patienten mit Schlaganfallsymptomen nicht zögern, sondern umgehend die 112 anrufen. Aus Sorge vor einer möglichen Ansteckung mit Corona davon abzusehen, bezahlen Betroffene womöglich mit ihrem Leben, so Prof. Peter Berlin, DGN-Generalsekretär.
Zur Studie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Stroke. 2021;52:00–00. DOI: 10.1161/STROKEAHA.120.033160
Lesen Sie auch
Schnellere Hilfe bei Schlaganfall: Schön Klinik schließt Versorgungslücke
Weniger Krebsbehandlungen im ersten Corona-Lockdown