Weniger Krebsbehandlungen im ersten Corona-Lockdown

Die Anzahl an Krebsbehandlungen ist während des ersten Corona-Lockdowns und kurze Zeit danach deutlich gesunken. Dies zeigt eine Studie, die der private Klinikbetreiber Helios im Frühjahr in seinen Kliniken durchgeführt hat. Demnach wurde ein Rückgang der Behandlungen um durchschnittlich zehn bis 20 % festgestellt.

Erster Corona- Lockdown hat Zahl der Krebsbehandlungen erheblich reduziert

Krebspatient und Gesundheits- und Krankenpflegerin auf dem Klinikflur © Murat Aslan

„Wir sehen einen deutlichen Einfluss des Corona-Lockdowns auf die Behandlungen im Bereich der Onkologie. Vor allem bei Patientinnen und Patienten, die über 75 Jahre alt sind, wurden durchschnittlich 20 % weniger Behandlungen durchgeführt“, erklärt PD Dr. Peter Reichardt, Autor der Studie und Chefarzt Onkologie und Palliativmedizin am Helios Klinikum Berlin-Buch.

Der Rückgang der Fallzahlen betrifft der Helios Studie zufolgev alle Krebsarten. Besonders deutlich sei der Unterschied bei bösartigen Neubildungen der weiblichen Genitalorgane, wie zum Beispiel Gebärmutter- oder Eierstockkrebs, mit 20 % weniger Behandlungen und Hautkrebs (18 % weniger Behandlungen). Lediglich die Anzahl der bösartigen Neubildungen der männlichen Genitalorgane, wie beispielsweise Prostata- oder Hodenkrebs, blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant.

Die genauen Gründe für den Rückgang der Krebsbehandlungen während des Lockdowns und der Wochen will Helios anhand weiterer Erhebungen analysieren. Wahrscheinlich sei, dass viele Patientinnen und Patienten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus den Arztbesuch gemieden haben. Auch die vorübergehende Schließung oder eingeschränkte Sprechzeiten der Arztpraxen könne dazu geführt haben, dass Patientinnen und Patienten nicht oder erst verspätet mit ihren Beschwerden vorstellig wurden,schreibt der Konzern. 

Mögliche gesundheitliche Folgen durch spätere Diagnosen und Therapiebeginne könnten erst in weiteren Studien festgestellt werden.

Für die repräsentative Studie wurden rund 69.000 Fälle in 75 der insgesamt 89 Helios Kliniken aller Versorgungsstufen in 13 Bundesländern ausgewertet. 14 Kliniken sind nicht an der Krebsversorgung beteiligt und wurden daher von der Analyse ausgeschlossen. 

Studienergebnisse