Deutsche Klinikärzte verbringen einer Studie von HIMSS Europe zufolge immer noch 44 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Bürokratie und Dokumentation. Umgerechnet auf das Jahr bedeutet dies, dass sie ab dem 24. Juli nicht mehr mit Patienten, sondern ausschließlich mit Papier bzw. Computer arbeiten werden. Pflegekräfte haben einen Monat länger Schonfrist: für sie beginnt der „Docu Day“ erst am 22. August. Aber ab dann hat auch für die Pflege Bürokratie Vorrang, rechnet der Klinikkonzern vor.
Vor einigen Jahren hatten die Asklepios Kliniken dazu eine Studie veröffentlicht. Seinerzeit hatten 85 Prozent der Stationsärzte und rund 68 Prozent der leitenden Ärzte angegeben, sich dadurch frustriert zu fühlen, 93 Prozent der Klinikärzte erlebten sie als Misstrauenskultur zu Lasten der Patienten. Auch gaben sie zu 79 Prozent an, dass der Dokumentationsaufwand in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen hat. Das hatte eine Online-Befragung von 200 Klinikärzten über DocCheck im Auftrag der Asklepios Kliniken ergeben.
Keine Besserung durch Klinikreform in Sicht
Obwohl der Bundesgesundheitsminister vorgibt, die Bürokratie als Problem erkannt zu haben und auch der Deutsche Ärztetag bereits einen Bürokratieabbau anmahnte, ist keine Besserung in Sicht, kritisiert Asklepios.
„Die geplante Klinikreform enthält neue Dokumentationspflichten für die Krankenhäuser, wenn es um die Voraussetzungen für die Vorhaltefinanzierung geht“, sagt Privatdozentin Dr. Sara Sheikhzadeh, Medizinischer Vorstand der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA. Auch das Beharren auf Strukturqualität anstatt zur Qualitätsbeurteilung die Behandlungsergebnisse heranzuziehen, fördere eine ausufernde Bürokratie im deutschen Krankenhausalltag.
Der von Asklepios ausgerufene Doctor´s Docu Day soll dieses Problem verdeutlichen - und weil der Rückstand bei der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen so enorm sei, erhöhe sich der Aufwand zur Dokumentation noch weiter.
Asklepios steht mit seiner Kritik nicht allein da. Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat kürzlich die „minutengenaue Dokumentation“ der ärztlichen Tätigkeiten für die zusätzliche Strukturinformation nach den Leistungsgruppen scharf kritisiert. Bereits 2022 hatte eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes ähnliche Ergebnisse wie die Asklepios Studie geliefert: 60 Prozent der Mitglieder gaben an, sie würden drei Stunden und mehr mit Verwaltungstätigkeiten verbringen, jeder Dritte schätzte den Zeitaufwand sogar auf mindestens vier Stunden täglich.
Und auch der Deutsche Ärztetag hatte sich 2022 des Themas angenommen und gefordert: In der stationären Versorgung „müsse mehr Zeit für die eigentlichen ärztlichen Aufgaben geschaffen werden. Derzeit werde deutlich mehr Arbeitszeit auf Dokumentationsaufgaben und Arztbriefe verwendet als auf Patientenkontakt und Befundrecherchen“, berichtet das Deutsche Ärzteblatt.