Corona-Pandemie: Tausende Krebserkrankungen zu spät oder gar nicht entdeckt

Laut einer Analyse der BARMER dürften in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 etwa 2.600 Krebserkrankungen unentdeckt geblieben sein, darunter fast 1.600 Brustkrebsfälle. Das sei bei Krebs umso dramatischer, weil er im Frühstadium am besten therapierbar sei.

Weniger Krebsoperationen im Pandemiejahr 2020

Bei neun häufigen Krebserkrankungen lag die Zahl der Eingriffe demnach von April bis Juni vergangenen Jahres 16,7 Prozent unter denen der Vergleichszeiträume der Jahre 2017 bis 2019. Bei Brustkrebs, Mast- und Dickdarmkrebs betrug das Minus sogar mehr als 20 Prozent.

Wie aus der Analyse in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Würzburg weiter hervorgeht, wurden Krebsoperationen nach der ersten Welle nur zum Teil nachgeholt. Bei einigen Krebsarten wie etwa an der Niere, sei es zu einer Zunahme der Operationen nach der ersten Pandemie-Welle gekommen. Der zuvor beobachtete Rückgang konnte damit aber nicht ausgeglichen werden.

Bei anderen Krebsarten dagegen blieben die Operationszahlen auch in dem Zeitraum nach der ersten Welle deutlich unter denen der Vorjahre, allen voran bei Operationen am Magen (-28 Prozent) und am Mastdarm (-24,8 Prozent).

Unter dem Strich geht die Analyse daher für den ganzen Untersuchungszeitraum von April bis Oktober 2020 von knapp 1.600 unentdeckten Krebsfällen aus.

Dr. Armin Wiegering vom Universitätsklinikum Würzburg befürchtet verschlechterte Prognosen möglicherweise über Jahre hinweg. „Die Corona-Pandemie wird zu verzögerten Krebsdiagnosen mit schlechteren Heilungsaussichten führen. Eine aktuelle Berechnung aus England zeigt,dass die Verzögerung einer Krebsoperation um drei oder sechs Monate eine um mehr als 35 Prozent niedrigere Fünf-Jahres-Überlebensrate haben kann. Dies wiegt umso schwerer, weil zu befürchten ist, dass auch während der zweiten und dritten Pandemiewelle zahlreiche Krebserkrankungen unentdeckt bleiben“, so Wiegering.