„Wir sehen erst die Spitze des Eisbergs“, ist sich Dr. med. Friederike Bleeker, leitende Oberärztin der Paracelsus Roswithaklinik in Bad Gandersheim, sicher. „Die psychischen Folgen der Pandemie beeinträchtigen unsere Gesellschaft viel mehr als angenommen und werden zunehmend spürbar.“
Situation in der Pandemie als Ursache
Seit Monaten beobachtet das Gesundheitsunternehmen an seinen Fachkliniken eine wachsende Zahl von Patienten mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, die indirekt auf die Covid-19 Pandemie zurückgehen. Dabei seien es nicht Post-Covid-Patienten, also ehemals Infizierte, die unter vielfältigen Auswirkungen der Pandemie auf die Seele leiden. Vielmehr seien es Menschen, die durch den Stress von Lockdown, Home-Schooling, Home-Office oder Kurzarbeit aus der Bahn geworfen wurden oder die als Angehöriger eines Corona-Erkrankten schwer belastet waren und sind.
„Wir sehen viele Patienten, die unabhängig von Corona bereits ein herausforderndes Leben hatten oder schon einmal an einer psychischen Erkrankung gelitten haben. Bei vielen dieser Menschen hat die Pandemiesituation dazu geführt, dass ihre seelische Gesundheit so gefährdet ist, dass eine stationäre Behandlung erforderlich ist“, erklärt Friederike Beeker.
Weltweite Zunahme von Depressionen und Angststörungen
Dass die Corona-Pandemie zu einer starken Zunahme psychischer Erkrankungen führte, belegt auch eine Studie, die jetzt in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde. Demnach hat die Häufigkeit von Depressionen und Angststörungen im ersten Jahr der Corona-Pandemie weltweit um mehr als ein Viertel zugenommen.
Begrenzte Kapazitäten als Flaschenhals
Dabei drohten die ohnehin begrenzten Kapazitäten in den Beratungsstellen der psychosozialen Dienste, in Kliniken und bei niedergelassenen Psychotherapeuten, aber auch bei Selbsthilfegruppen zu einem Flaschenhals zu werden.
„Wir dürfen schließlich nicht vergessen, dass es natürlich schon vor der Pandemie viele Menschen gab, die mit seelischen Leiden und Süchten zu kämpfen hatten und dass wir seit Jahren einen Mangel an Therapieplätzen im ambulanten und stationären Bereich beklagen müssen“, erklärt Dr. Peter Subkowski, Ärztlicher Direktor der Berghof- und Wittekindklinik in Bad Essen.
Grüne Schleifen als sichtbares Zeichen
Anlässlich der diesjährigen Woche der Seelischen Gesundheit, die vom 8. bis 18. Oktober 2021 bundesweit stattfindet, weisen die Paracelsus Kliniken daher auf die Tragweite der psychischen Erkrankungen durch die Pandemie hin.
In den Kliniken von Paracelsus wollen sowohl Mitarbeitende als auch Patienten ein sichtbares Zeichen setzen. Hier werden „Grüne Schleifen“ als Symbol für die Akzeptanz seelischer Erkrankungen verteilt und sichtbar im Alltag getragen.