Kliniken befürchten Insolvenzwelle

Für das Jahr 2023 erwartet mehr als jedes zweite Krankenhaus (56 Prozent) eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Nur 17 Prozent der Krankenhäuser gehen von einer Verbesserung und 27 Prozent von einer unveränderten Situation aus.

DKI-Krankenhaus-Barometer 2022 zeigt: Insolvenzwelle in Kliniken rollt an.

DKI-Krankenhaus-Barometer - Insolvenzgefahr in Kliniken steigt

Das sind Ergebnisse des aktuellen Krankenhaus-Barometers des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Sie unterstreichen die Entwicklung in Schleswig-Holstein. Sowohl das Diako Krankenhaus Flensburg als auch die imland Klinik Rendsburg-Eckernförde haben erst kürzlich Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet.

Insolvenzwelle rollt an

„Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an. Die Politik hat den Zeitpunkt, an der sich die Welle aufhalten lässt, schon fast verpasst“, erklärt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Wirtschaftlicher Druck unvermindert

Die von der Bundesregierung angekündigten Finanzhilfen zum Ausgleich von Energiepreissteigerungen sieht Gaß zwar als hilfreich an, sie könnten aber die inflationsbedingten allgemeinen Kostensteigerungen nicht ausgleichen. Denn diese Kostensteigerungen seien in den Preisen, die die Krankenhäuser gegenüber den Krankenkassen abrechnen dürfen, nicht abgebildet.

„Der vom Minister angekündigte Vorrang der Medizin vor der Ökonomie bleibt ein leeres Versprechen. Auch im kommenden Jahr werden die Kosten der Krankenhäuser doppelt so schnell steigen wie die staatlich festgelegten Preise. Das strukturelle Defizit wird sich dann auf rund 15 Milliarden Euro summieren“, so Gaß. - Und mit diesem strukturellen Defizit wolle Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in eine Reform der Fallpauschalen einsteigen.

Es grenzt schon an Magie, durch die Neuverteilung dieses Mangels davon zu sprechen, dass man den ökonomischen Druck beseitigen und der Medizin den Vorrang vor der Ökonomie einräumen will.

Dr. Gerald Gaß

Problem der Investitionsfinanzierung weiterhin ungelöst

Laut Krankenhaus-Barometer lag die Investitionssumme der Häuser 2021 bei 6,8 Milliarden Euro. Aus öffentlichen Fördermitteln stammen nur 47 Prozent. Den Rest müssen die Krankenhäuser selbst aufbringen, ganz überwiegend indem sie sich dafür verschulden. Die Eigenmittel der Krankenhäuser reichen längst nicht mehr für Investitionen aus. Zwischen 2019 und 2021 haben nur 15 Prozent der Krankenhäuser durchgängig ausreichend Gewinne für die erforderlichen Investitionen erzielt. 

„Dies führt zu einem zunehmenden Investitionsstau bei den Gebäuden und der technischen Infrastruktur der Krankenhäuser. Der Wert der Sachanlagen in den Bilanzen sinkt kontinuierlich, wogegen der Schuldenstand wächst“, sagt Gaß.

Personalsituation weiterhin besorgniserregend

Vor allem in der Pflege ist die Personalsituation in den Kliniken weiterhin besorgniserregend. Zur Jahresmitte 2022 hatten fast 90 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen zu besetzen. In der Intensivpflege hatten drei von vier Krankenhäusern Stellenbesetzungsprobleme. 

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der offenen Pflegestellen um 43 Prozent auf den Allgemeinstationen und um 20 Prozent in der Intensivpflege gestiegen. Im Schnitt bleiben die Pflegestellen rund ein halbes Jahr unbesetzt.

Hinweis

Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2022 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe zugelassener Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte April bis Ende Juni 2022 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 309 Krankenhäuser.