Angesichts des Finanzierungsdrucks würden „einfältige“ Leistungskürzungen nicht genügen. Richtungsweisend bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen seien Ökonomische Ansätze. Es fehlen jedoch verbindliche Grundwerte, gesellschaftlich konsentierte Ziele und ein konsequenter ordnungspolitischer Rahmen, damit ökonomische Anreize auch zum Vorteil sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die im Gesundheitswesen Beschäftigten wirken, so der BMC.
Konkret gehe es dabei u.a. um die konsequente Nutzung von Daten für mehr Qualitätstransparenz, mehr Handlungsspielräume sowie die Berücksichtigung von Lebensrealitäten bei der Konzeption von Versorgungsprogrammen. Ökonomische Ansätze können Impulse liefern, die es zur Gestaltung eines attraktiven Gesundheitswesens braucht. Gleichzeitig dürfen solidarische Prinzipien aber nicht zur Disposition gestellt werden.
In ihrem Strategiepapier formuliert der BMC drei Thesen für ein leistungsfähiges Gesundheitssystem:
- These I: Messen, Vergleichen und Nutzen von Daten fördert die Qualität
Derzeit sei im Gesundheitswesen eine stetig zunehmende Regulierungsdichte zu beobachten. Doch die Steuerungswirkung von Normen werde in einer zunehmend komplexen Welt geringer. Umso wichtiger sei die Lernfähigkeit des Systems durch Evaluierung und Evidenzbasierung.
Der BMC setzt auf digitale Transformation. Sie ermögliche die konsequente Nutzung von Daten und maschinellem Lernen, individualisierte Versorgungslösungen und einen zielgerichteten Einsatz der Ressourcen im Gesundheitswesen. Darüber hinaus befähige die digitale Transformation die Menschen, aktiv an ihrer eigenen Versorgung mitzuwirken.
- These II Innovationen brauchen Handlungsspielräume und Leitplanken
Die Bereitschaft zu Innovationen sei für eine hochwertige Gesundheitsversorgung von hoher Relevanz. "Innovatives Handeln und Investitionen müssen belohnt, nicht mit überbordender Bürokratie bestraft werden," schreibt der BMC.
Dazu bedürfe es der Verankerung von Leitplanken, der Förderung unternehmerischen Handelns und einer kontinuierlichen Strukturbereinigung mit Marktzugang und Marktaustritt.
- These III - Veränderungen müssen vom Menschen her gedacht werden
Während die Verhaltensökonomie die Idee des Homo oeconomicus stark relativiert habe, seien Strukturen und Akteure im Gesundheitswesen weiterhin zu großen Teilen auf ein überholtes Bild in der Ökonomie ausgerichtet. Gleiche gelte für die Zusammenarbeit von Leistungserbringern und anderen Akteuren des Gesundheitswesens.
Verhaltensökonomische Ansätze würden jedoch große Wirkungen erzielen, etwa durch Honorieren von Qualität. Erst durch qualitäts- und ergebnisorientierte Vergütungen (Pay for Performance) werde ein an Werten und Zielen orientierter Wettbewerb mittels Benchmarking möglich.
Darüber hinaus müsse den Autoren zufolge ein attraktives Gesundheitssystem die Bedürfnisse der dort Tätigen aufgreifen. Dabei gehe es um zeitgerechte Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung, interprofessionelle Zusammenarbeit, Verantwortung und Entscheidungsautonomie, digitale Unterstützung in Arbeitsprozessen sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Voraussetzung sei eine Vision, aus der sich ein klarer Bauplan ergebe, wie die Gesundheitsversorgung mit digitalen, smarten und menschlichen Bestandteilen aussehen soll.