Ausländische Pflegekräfte - Lange Anerkennungsverfahren verzögern den Einsatz

Die Paracelsus-Kliniken fordern eine schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Zwar seien ausländische Pflegekräfte kein Allheilmittel, sie könnten aber ein Baustein sein, um den Pflegenotstand hierzulande zu lindern.

Ausländische Pflegekräfte: Klinikkette fordert schnellere Visaverfahren und Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse

Ein neuer Kollege aus Mexiko © Valentin Pellio, Paracelsus-Klinik Bad Ems

Vor allem könnten ausländische Pflegekräfte die steigende Arbeitsbelastung der zweiten Pandemiewelle mit ihren rasant steigenden Infektionszahlen ein wenig abschwächen.

„Aber der Weg nach Deutschland ist mit großen bürokratischen Hürden verbunden“, kritisiert Martin Schlie, Personalchef bei Paracelsus. „Wir können im Moment nicht abschätzen, wie lange die einzelnen Bewerber brauchen. Da gibt es große zeitliche Schwankungen bei den Visa- und Anerkennungsverfahren, das unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland, manchmal sogar innerhalb einer Behörde.“

Bis zu 18 Monate kann es nach Erfahrungen von Paracelsus dauern, bevor ein neuer Mitarbeiter aus dem Ausland tatsächlich als vollwertige Pflegefachkraft arbeiten darf. Nötig wären, "beschleunigte Verfahren, Planungssicherheit und transparente, objektive bundesweite Kriterien für die kurzfristige Anerkennung von Berufsabschlüssen“, so Dr. med. Dr. jur. Martin F. Siebert, Vorsitzender der Geschäftsführung von Paracelsus.

Eine hohe Hürde stelle die Visa-Vergabe dar. Bis zu sechs Monate könne die Ausstellung eines deutschen Visums dauern. Teilweise dauere es schon sehr lange, überhaupt einen Termin für die Abgabe der Visumanträge bei der Deutschen Botschaft im Ausland zu bekommen, kritisiert Schlie. Weitere 4 bis 18 Monate könne die Gleichwertigkeitsprüfung dauern. Dabei würden die ausgebildeten Pflegekräfte meist bereits über mehrjährige Berufserfahrung verfügen, viele hättem einen Bachelor- oder Masterabschluss und seien hoch motiviert.

„Wir wehren uns nicht gegen eine Prüfung der beruflichen Qualifikation“, erklärt dazu CEO Dr. Siebert. „Es kann nur nicht sein, dass eine dringend benötigte Fachkraft bis zu einem Jahr bei uns als ‚Gesundheits- und Krankenpfleger in Anerkennung‘ im Betrieb mitlaufen muss statt nach Kurz-Prüfung des tatsächlichen Könnens durch die Klinik vor Ort sofort voll mitarbeiten zu können. Das ist schlichtweg Verschwendung wertvoller Ressourcen.“

Den Vorwurf, dass dieses Vorgehen wenig qualifiziertem Personal Tür und Tor öffnen würde, entkräften die strengen Einstellungskriterien von Paracelsus. „Jeder neue Mitarbeiter hat bei uns die gleiche Probezeit von sechs Monaten“, erklärt Martin Schlie. „Wir führen den Arbeitsvertrag erst weiter, wenn sie als bestanden gilt.“ Das sei nicht immer der Fall. Nicht jeder bleibe. Persönlich Gründe, aber auch Frust über das lange Anerkennungsverfahren führten zum Abbruch. So blieben von 21 neuen Beschäftigten aus dem Balkan, die 2019 zu Paracelsus kamen, letztendlich nur 16 in Deutschland.

Aber auch Paracelsus konnte einige Mitarbeiter wegen mangelnder fachlicher und sprachlicher Kenntnisse nicht halten „Wir haben selbst hohe Ansprüche und achten stark darauf, wer gut vorbereitet ist, fachlich und menschlich wirklich in ein Team passt“, erklärt Martin Schlie. „Da sind wir selbst die besten Prüfer.“

Derzeit bemüht sich das Unternehmen über Recruiting-Agenturen europaweit um neue Mitarbeiter vor allem in der Pflege. Rund 70 Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland haben in den vergangenen zwei Jahren den Weg zu Paracelsus gefunden, teilt die Klinikkette mit. Sie kommen überwiegend vom Balkan, aus Serbien, Montenegro oder Mazedonien, aber auch aus Mexiko, Kolumbien oder von den Philippinen. Allein im Oktober kamen zwölf neue Pflegekräfte von den Philippinen, acht aus Mexiko und Kolumbien. 27 weitere neue Mitarbeiter warten noch darauf, nach Deutschland kommen zu dürfen.

Quelle: paracelsus-kliniken.de

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