Alarmstufe ROT: Auch für die Reha-Branche

Auch die schleswig-holsteinischen Vorsorge-, Reha- und Mutter-Vater-Kind-Einrichtungen stehen in diesem Sommer unter massivem Druck. Der VPKSH sieht Risiken für die Einrichtungen und warnt vor Versorgungsengpässen.

Die anhaltende Corona-Pandemie führt wie auch in den Krankenhäusern zu einem hohen Krankenstand bei den Beschäftigten. Die Kliniken haben es dadurch deutlich schwerer, die anspruchsvolle Regelversorgung und die häufig komplexen Behandlungsprogramme für die Patienten sicherzustellen. Gleichzeitig müssen die Einrichtungen die umfangreichen Maßnahmen aufrechterhalten, mit denen sie seit zwei Jahren Infektionsrisiken vermeiden.

Bis zur Jahresmitte haben die Kostenträger den Mehraufwand für diese Maßnahmen über Zuschläge finanziert. Seit Juli erhalten die Einrichtungen dafür aber keine Kompensation mehr. Sie halten dennoch an den Maßnahmen fest, um die Sicherheit für Patienten und Beschäftigte nicht aufs Spiel zu setzen und Ansteckungen und Corona-Ausbrüche zu verhindern.

Zu den immer noch erheblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in den vergangenen Monaten noch massive Kostensteigerungen im Sachkostenbereich - insbesondere für Energie - dazu gekommen. Der Verband der Privatkliniken in Schleswig-Holstein e.V. (VPKSH) appellierte daher heute im Rahmen eines Austausches zum Thema „Kostensteigerungen – Energie, Lebensmittel, Medikamente“, zu dem die sozial- und gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion eingeladen hatten, die Reha-Branche nicht allein zu lassen und Zuschläge und Schutzschirme so schnell wie möglich zu reaktivieren.

Stefan Meiser, Geschäftsführer der Asklepios Klinik Am Kurpark Bad Schwartau und Mitglied im VPKSH, skizzierte hierzu die aktuell wirtschaftlich extrem angespannte Situation: „Die zwei Pandemiejahre haben in der gesamten Reha-Branche bereits deutliche Spuren hinterlassen. Die fehlenden Zuschläge verschlechtern die Lage der Kliniken deutlich, obwohl die Patientenzahlen wieder steigen. Gleichzeitig haben wir mit Post- und Long COVID ein neues Erkrankungsbild in der Reha, bei dem die Behandlung erheblich länger dauern kann und viel schwieriger ist.“ Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Kostenträger die Vergütungen regelmäßig nur für ein Jahr verhandeln. Sie gehen dabei von einer relativen Preisstabilität bei Sach- und Personalkosten aus und passen die Vergütungen regelmäßig nur geringfügig an. „Tatsache jedoch ist, dass wir aktuell eine Inflation von acht Prozent und bei den Gaspreisen teilweise eine Verfünffachung der Einkaufspreise für Klinikunternehmen haben. Diese Kostensteigerungen waren zu Jahresbeginn nicht einkalkuliert“ erläuterte Meiser.

Ausmaß der Kostenbelastung ist bereits jetzt erheblich und in seiner Gesamtauswirkung kaum abschätzbar

Die Vorsitzende des VPKSH, Dr. Cordelia Andreßen, fordert vor diesem Hintergrund daher eine sofortige unterjährige Anpassung der Vergütungen der Vorsorge, Reha- und Mutter-Vater-Kind-Einrichtungen an die reale Kostensituation. „Alternativ können die Kostenträger auch mit Zuschlägen helfen. Pauschale Zuschläge sind schnell und unbürokratisch. Wichtig ist aber vor allem, dass Politik und Kostenträger schnell und entschlossen handeln. Sonst drohen Versorgungsengpässe im kommenden Pandemieherbst! Das wird die gesamte Reha-Branche wie auch die Krankenhäuser gleichermaßen treffen und das kann keiner wollen“, warnt Andreßen abschließend.


Bedeutung der Reha-Branche in der Gesundheitsversorgung

"Morgens Fango und abends Tango" - diese Vorstellung von der Kur ist schon längst Geschichte, viel zu bedeutend ist die Rolle der modernen Rehabilitation in der Sozialmedizin oder in der Fortsetzung einer Krankenhausbehandlung geworden.

Menschen mit einer chronischen Erkrankung oder einem infolge einer gesundheitlichen Einschränkung drohenden Verlustes ihrer Arbeitsfähigkeit im Erwerbsleben zu halten, ist die primäre Aufgabe einer Rehabilitationsbehandlung. Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels ist der Einsatz der Rehakliniken unverzichtbar und wertvoll für den Arbeitsmarkt.

Dies gilt auch in der täglichen Zusammenarbeit der Rehakliniken mit den Krankenhäusern. Diese sind darauf angewiesen, dass ihr Entlassungsmanagement funktioniert und die Patientinnen und Patienten nach abgeschlossener akutmedizinischer Versorgung schnellstmöglich in eine Rehaklinik verlegt werden, um ihre Betten für neue Patientinnen und Patienten frei zu bekommen. Würde man den Krankenhäusern die Verlegung ihrer Patientinnen und Parienten in die Rehakliniken entziehen, wären ihre Stationsbetten zu lange belegt, was wiederum zu einem Rückstau bis in die Operationssäle führen würde - mit allen negativen Folgen für die Patientenversorgung und die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses; ganz zu schweigen von dem für die Patientinnen und Patienten verlorenen Potential.

Mit der Sicherung der Arbeitsfähigkeit der Menschen im Arbeitsmarkt und als verlässlicher Partner bei der erforderlichen Übernahme von Patientinnen und Patienten aus den Krankenhäusern haben sich die Rehakliniken für die Unternehmen, die Träger der Deutschen Rentenversicherung und für die Akutkliniken zu unverzichtbaren Playern im Gesundheitswesen entwickelt.