Klimaschutz in Krankenhäusern erfordert Investitionen in Milliardenhöhe

Fehlende Finanzierung hat den Klimaschutz in den Krankenhäusern ausgebremst. Für klimagerechte Investitionen sind nun Milliarden nötig. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG).

Krankenhäuser fordern Milliarden für Investitionen in Klimaschutz

Dabei handelt sich nach Angaben der DKG um die erste umfassende Erhebung klima- und energierelevanter Daten deutscher Krankenhäuser. Zusätzlich zeigt die Studie über 100 Klimaschutzmaßnahmen auf, um die Klimabilanz von Krankenhäusern zu verbessern. Diese Maßmaßnahmen betreffen laut Studie acht Handlungsfelder wie Nutzerverhalten, Klimafolgenanpassungen, Abfall- und Energiemanagement.

Die Mangelwirtschaft der Politik habe jedoch zu massiven Defiziten bei der baulichen Infrastruktur, der Medizintechnik, der Digitalisierung und auch beim Klimaschutz geführt. Klimaschutz in Krankenhäusern könne einen bedeutsamen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen leisten. 

Krankenhäuser fordern Klimaschutzfonds

„Sollten alle individuell möglichen Maßnahmen umgesetzt werden, wären Investitionen im mittleren zweistelligen Milliardenbereich nötig“, erklärt der DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß. Dafür sollte ein Krankenhaus-Klimaschutzfonds gebildet und gemeinsam von Bund und Ländern finanziert werden.

Klimaschutz steht auf der Agenda vieler Kliniken

Klimaschutz steht der Studie zufolge auf der strategischen Agenda vieler Krankenhäuser. 71 Prozent der befragten Krankenhäuser sehen die Notwendigkeit und gaben an, dass der Klimaschutz in ihre Anpassungsstrategie zum Klimawandel einfließt. 38 Prozent der Häuser haben Leitlinien und Zielvorgaben zur Energieeinsparung und Nachhaltigkeit etabliert, 30 Prozent beschäftigen Klimamanager. Daneben werden häufig unterschiedliche Einzelmaßnahmen eingesetzt, etwa im Bereich der Wärmedämmung, der Müllvermeidung oder beim Monitoring von Verbrauchskennzahlen.

Klimaschutzpotenzial noch nicht ausgeschöpft

Aktuell ist das Klimaschutzpotenzial der Krankenhäuser noch nicht ausgeschöpft: 63 Prozent der befragten Kliniken sehen Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Energie- und Stromversorgung. Bei der Wärmeversorgung sieht jedes zweite Krankenhaus Handlungsbedarf, etwa bei den technischen Anlagen, der Wärmerückgewinnung und dem Primärenergiemix. Erneuerbare Energien kommen zwar zum Einsatz, jedoch nur in begrenztem Umfang. Auch in anderen Maßnahmenfeldern gibt es noch viel Potenzial, zum Beispiel bei der Kälte- und Wasserversorgung oder durch den kontrollierten Einsatz von klimaschädlichen Narkotika.

Wärmeversorgung mit Erdgas dominiert

Im Rahmen der Untersuchung wurden auch zentrale Kennzahlen der Wärmeversorgung abgefragt. Bei den genutzten Energieträgern dominierte Erdgas mit 92 Prozent, Fernwärme und leichtes Heizöl waren als Energieträger bei rund der Hälfte der Kliniken im Einsatz. 

Angesichts der aktuellen Gaskrise warnt der DKG-Vorstandsvorsitzende vor einem Kollaps der Kliniken durch entstehende Engpässe im kommenden Herbst und Winter.

„Unerlässlich ist, dass Krankenhäuser als Teil der kritischen Infrastruktur vorrangig mit Gas beliefert werden. Die Arbeitsfähigkeit eines Krankenhauses hängt aber auch von zahlreichen Zulieferbetrieben ab. Wäschereien, Küchen und andere Betriebe, die Krankenhäuser versorgen, müssen ebenso vorrangig versorgt werden, um den Klinikbetrieb aufrechterhalten zu können“, so Gaß.

Nur geringe Einsparmöglichkeiten beim Gas

Eine aktuelle DKI-Blitzumfrage bestätigt die dramatische Lage. Danach haben die Kliniken kurzfristig keine oder nur relativ geringe Einsparmöglichkeiten beim Gas. Versorgungsengpässe oder massive Preissteigerungen würden die Krankenhäuser mit voller Wucht treffen.

Aufgrund noch laufender Verträge werden die Preissteigerungen beim Gas für die Krankenhäuser im kommenden Jahr nochmal deutlicher zu spüren sein, prognostiziert Gaß. Kurzfristig sei deshalb ein Inflationsausgleich nötig, der schnell über den Zuschlag auf die Krankenhausrechnungen umsetzbar sei, so Gaß.

Hintergrund

Hintergrund des DKI-Gutachtens ist eine Bitte der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) vom 30. September 2020 an die DKG, eine landesweite Erfassung und Auswertung von klima- und energierelevanten Daten der Krankenhäuser zu beauftragen und daraus abzuleitende Empfehlungen zu veröffentlichen.

Vor diesem Hintergrund war das Ziel dieser Studie, den aktuellen Status des 
Ressourcenverbrauchs und klimarelevanter Strukturen in den Krankenhäusern zu erfassen und darauf aufbauend relevante Klimaschutzmaßnahmen abzuleiten sowie die Investitionskosten für eine energetische Sanierung abzuschätzen.