Covid-19-Infektionen verursachen vielfältige Folgeerkrankungen

Insgesamt sind die Symptome und Folgeschäden kaum zu klassifizieren, haben ganz unterschiedliche Stärken und Ausprägungen, unabhängig von Alter, Geschlecht, körperlicher Fitness und Krankheitsverlauf der Patienten, berichten die Paracelsus Kliniken. Das gelte auch für psychische Probleme wie Depressionen und Angststörungen.

Folge-Erkrankungen von Covid-19 haben viele Gesichter

Spiroergometrie © Nadine Fritsch, Paracelsus-Harz-Klinik Bad Suderode

Während die Impfungen gegen das Corona-Virus in Deutschland mit Hochdruck anlaufen und viele Patienten als genesen aus den Akutkrankenhäusern entlassen werden, steht der medizinischen Rehabilitation eine gewaltige Aufgabe bevor, folgert das Unternehmen. Denn die Langzeitfolgen der Infektion, auch „Long Covid“ genannt, seien bisher kaum überschaubar und erforderten eine enge Zusammenarbeit vieler medizinischer Disziplinen.

„Unsere Patienten sind zwar offiziell genesen, aber längst noch nicht wieder gesund“, bringt Dr. med. Stefan Schwarz, Chefarzt der Pneumologie an der Paracelsus-Harz-Klinik Bad Suderode, es auf den Punkt. Ganz vorn stehen bei den Patienten, die vor allem zur Anschlussheilbehandlung nach ihrer Krankenhausentlassung in die Reha-Klinik kommen, Lungen- und Atemprobleme: ein beengter Brustkorb, verkleinerte Lungenkapazitäten, ein gestörter Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid in den Lungenbläschen, manchmal sogar eine Lungenembolie. 

„Am Anfang steht bei uns darum eine genaue Diagnose", erklärt Dr. Schwarz. „Da finden wir zum Teil Zustände, die wir von Viruserkrankungen so bisher nicht kannten. Das mag auch an der künstlichen Beatmung liegen, die viele Patienten hinter sich haben, aber das ist noch in der wissenschaftlichen Diskussion.“ 

Besonders häufig beobachten die Mediziner in Bad Suderode auch neurologische und kognitive Ausfälle. Patienten berichten über Gedächtnisstörungen, können sich nicht konzentrieren, keine klaren Gedanken mehr fassen, leiden an Antriebslosigkeit, Ermüdungs- und Erschöpfungserscheinungen, dem so genannten Fatigue-Syndrom. „Die Patienten sprechen von einer ‚bleiernen Müdigkeit’, die sie befällt“, berichtet Chefarzt Dr. Schwarz. „Wir haben Betroffene, die selbst sechs Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt noch Gedächtnisprobleme haben, wie zum Beispiel ein Steuerberater, der sich keine Zahlen mehr merken kann.“ - Nicht ausgeschlossen werden können darüber hinaus auch kardiologische Probleme. 

Die Behandlung an der Klinik selbst dauert insgesamt drei bis vier Wochen, erfolgt fachbereichsübergreifend nach einem eigens entwickelten Konzept, das an den individuellen Bedürfnissen der Patienten ausgerichtet ist. 

„Wir schauen während des ganzen Aufenthalts der Patienten genau hin und passen die Behandlung im Verlauf immer wieder neu an“, berichtet Dr. Schwarz. „Die Erkrankung ist so komplex und hat so viele Gesichter, dass wir uns nicht von vornherein auf einen Standard festlegen können.“ 

„Die qualitativ hochwertige und fachgerechte medizinische Rehabilitation nach einer Covid-Erkrankung gehört zu den dringlichsten Aufgaben der nahen Zukunft“, resümiert Prof. Dr. med. habil. Axel Schlitt, MHA, leitender Chefarzt und Chefarzt der Kardiologie an der Klinik. „Wir richten uns an unserer Klinik wie auch bei der gesamten Paracelsus-Gruppe auf wahrscheinlich noch weiter steigende Patientenzahlen in diesem Segment ein.“

Um diese Herausforderung zu schaffen, pflege man unter anderem einen engen wissenschaftlichen Austausch mit der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und anderen pneumologischen Reha-Fachklinken. „Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen wirkt die Anschlussheilbehandlung in der Rehabilitation bei einer Vielzahl von Folgeerkrankungen“, schließt Dr. Stefan Schwarz.