Roland Berger Krankenhausstudie 2024
Zahl der Krankenhäuser mit Defizit steigt massiv
Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger schrieben 2023 mehr als zwei Drittel (70%) der Kliniken Verluste; rund 20 Prozentpunkte mehr als im Jahr davor.
Besonders schlecht stünden Häuser in öffentlicher Trägerschaft da: Nur acht Prozent von ihnen konnten ein positives Jahresergebnis verbuchen, 84 Prozent schrieben Verluste. Das seien 21 Prozent mehr als im Jahr davor, heißt es in der Untersuchung. Am „besten“ stünden demnach die Krankenhäuser in freigemeinnütziger Trägerschaft dar – allerdings schrieben auch hier knapp 60 Prozent der Häuser rote Zahlen.
Ertragskrise wird zur Liquiditätskrise
Für die Roland Berger Krankenhausstudie 2024 wurden über 650 Führungskräfte im deutschen Krankenhausmarkt befragt. Zudem zeigt sie, dass die seit vielen Jahren anhaltende Ergebniskrise mehr und mehr auch zu einer Liquiditätskrise wird: Mehr als die Hälfte der Führungskräfte sehen die Liquidität ihres Hauses aktuell gefährdet. Mehr als ein Viertel der bundesweit rund 1700 Krankenhäuser sind der Selbsteinschätzung zufolge kurzfristig von einer Insolvenz bedroht.
Branchenweites Phänomen
Auch 71 Prozent der privat geführten Krankenhäuser weisen für 2023 negative Jahresabschlüsse aus. Dies zeige, dass die dramatische Situation der Kliniken nicht nur einzelne Trägerschaften oder Versorgungsstufen betreffe, vielmehr handele es sich um ein branchenweites Phänomen, so Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. Die Defizite würden zunehmend die Liquidität gefährdetn und so die Gestaltungsräume der Häuser für unternehmerisches Handeln immer stärker einschränken.
Dies beteffe insbesondere Krankenhäuser der Regel- und Schwerpunktversorgung. „Um Insolvenzen zu vermeiden, müssen die Kliniken kurzfristig und entschlossen handeln“, mahnt Magunia. „Langwierige Entscheidungsprozesse werden der aktuellen Situation nicht mehr gerecht.“
Ohne Fusionen keine Zukunft?
Die Gefahr von Insolvenzen und eine daraus resultierende Konsolidierung des Markts, aber auch die angekündigte Krankenhausreform wirken sich auf die mittel- bis langfristigen Erwartungen der befragten Führungskräfte aus, heißt es in der Studie. Vor allem Maximalversorger würden etwas optimistischer in die Zukunft blicken.
Größere Krankenhäuser gehen davon aus, dass die zu erwartende Marktbereinigung Chancen für sie schafft.
Janes Grotelüschen, Partner bei Roland Berger
Dementsprechend würden sich auch die Aktivitäten der Kliniken zur Verbesserung ihrer Wirtschaftlichkeit verschieben: Maßnahmen zur Ambulantisierung und Konsolidierung des stationären Leistungsportfolios, würden in der Zukunftsplanung der Häuser an Relevanz verlieren. Dafür halte mehr als die Hälfte der Befragten Kooperationen und Fusionen zukünftig für ein zentrales Instrument.